Merle Andersen ist MYSKILLS-Koordinatorin bei TERTIA, einem Arbeitsmarktdienstleister, der Weiterbildungen und Umschulungen, Arbeitsvermittlung und Personalauswahl anbietet. Sie hat uns erzählt, warum, wie und mit welchen Ergebnissen MYSKILLS im Unternehmen zum Einsatz kommt.
Warum verwenden Sie MYSKILLS in Ihrem Unternehmen?
Als Arbeitsmarktdienstleister unterstützen wir Menschen dabei, den Wiedereinstieg in Arbeit oder Ausbildung zu schaffen. Wir arbeiten hierbei nach unserem eigenen Ansatz, der ABC-Methode. ABC steht für unsere Kernkompetenzen Arbeit, Bildung und Coaching. Die ABC-Methode nutzen wir, um den ganzheitlichen Integrationsprozess zu unterstützen. Ein Beispiel: Wir stellen fest, dass einer Person, die an einer Ausschreibungsmaßnahme teilnimmt, noch eine bestimmte Qualifizierung fehlt, um wieder Fuß im Arbeitsmarkt zu fassen. Dann können wir der Person ein passendes internes Angebot selbst anbieten. Die Person geht also direkt von der Teilnahme an unserer Ausschreibungsmaßnahme in eine Qualifizierung bei uns im Hause. Ein wesentlicher Bestandteil der ABC-Methode ist dabei die Diagnose. Ohne zu wissen, was die Person, die zu uns kommt, kann oder welche Vorerfahrungen sie hat, ist es schwierig, eine vernünftige Förderempfehlung auszusprechen oder nächste Förderschritte zu planen. Aus diesem Grund nutzen wir MYSKILLS: Es ist ein super und einmaliges Tool, um berufliche Kompetenzen sichtbar zu machen. Diese Erkenntnisse werden genutzt, um Empfehlungen für die Qualifizierung oder für die Arbeitsuche auszusprechen. MYSKILLS stärkt unsere Diagnosekompetenz und unterstützt uns dabei, die nächsten Schritte zur Förderung der Menschen besser zu planen. Ohne MYSKILLS wäre das so nicht möglich. Dann müssten wir unsere Kund*innen direkt zum Probearbeiten zum Arbeitgeber schicken. Das ist leider nicht immer aussagekräftig, da wir auf die Betriebe und deren Aussagen angewiesen sind. Zudem ist auch die Kooperationsbereitschaft nicht immer optimal. Daher kann mit MYSKILLS eine sehr gute Lücke in der Diagnose geschlossen werden. Und das Tolle ist, dass der MYSKILLS-Test in zwölf Sprachen zur Verfügung stehen. Wir haben einen sehr hohen Anteil an Teilnehmenden mit Migrationshintergrund, und die meisten der benötigten Sprachen sind abgedeckt.
Für welche Personen verwenden Sie MYSKILLS?
Unsere Hauptzielgruppe sind Personen, die über das Jobcenter und die Arbeitsagentur kommen. Eher die Ausnahme sind Anfragen von Menschen, die über unsere Webseite auf MYSKILLS aufmerksam wurden. Wir nutzen MYSKILLS als Teil des Konzepts überwiegend für Migrant*innen mit geringen Deutschkenntnissen oder auch für Langzeitarbeitslose. Mit MYSKILLS können berufliche Kompetenzen sichtbar gemacht werden, auf denen weitere Unterstützungsangebote aufbauen.
Wann wird der MYSKILLS-Test eingesetzt und wie sind Ihre Erfahrungen mit den Teilnehmer*innen?
In der Regel erkennen unsere Coaches, ob jemand eine gewisse Berufserfahrung hat. Hat die betreffende Person keine Zeugnisse oder sind beispielsweise auch die Sprachkenntnisse ein Hindernisgrund, mehr über die berufliche Vorerfahrungen zu erfahren, schlagen die Coaches dann MYSKILLS vor. Die betreffenden Personen sind in der Regel motiviert, am Test teilzunehmen. Einmal, weil sie keine anderweitigen Nachweise über berufliches Wissen oder Handlungskompetenz haben, aber auch, weil sie es oft selbst nicht einschätzen können. Wir haben immer wieder Teilnehmer*innen, die ihr Hobby zum Beruf machen wollen, beispielsweise jemand, der gerne am PC bastelt, aber nicht weiß, ob diese Tätigkeiten auch auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind oder vielleicht noch eine Qualifizierung notwendig ist. Andere Teilnehmer*innen am Test haben schlechte Erfahrungen im Bewerbungsprozess gesammelt, sodass sie oft ihren Stellenwert am Arbeitsmarkt nicht kennen. Generell sind Prüfungssituationen für viele sehr ungewohnt und wenn noch eine Sprachbarriere dazukommt, wird es noch schwieriger. Wenn sie sich nicht durch einen Test auf Deutsch quälen müssen, sondernihn in ihrer eigenen Sprache machen können, ist das für diesen Personenkreis ein motivierender Aspekt.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Test gesammelt?
Viele Kolleg*innen haben mir zurückgemeldet, dass die Teilnehmer*innen nach einem MYSKILLS-Test unheimlich motiviert sind, weil sie teilweise nicht mit so guten Ergebnissen gerechnet haben. Beispielsweise gab es einen Teilnehmer, der eine Ausbildung und Berufserfahrung als Fachkraft Metalltechnik hatte, aber zu dem Zeitpunkt des Tests schon fünf oder sechs Jahre nicht mehr in dem Bereich arbeitete. Er hat den Metalltechnik-Test gemacht und war selbst ganz überrascht, dass er nach so langer Zeit noch so viel wusste. Manchmal gibt es das auch in die andere Richtung, dass sich Teilnehmende selbst besser eingeschätzt haben, als der Test dann gezeigt hat. Diese Ergebnisse aus einem MYSKILLS-Test geben unseren Coaches viele Anhaltspunkte, um damit weiterzuarbeiten, sowohl Hinweise auf das berufliche Wissen als auch über die Fähigkeiten zur Selbsteinschätzung und zum Durchhaltevermögen.
Schön ist ebenfalls, dass die Teilnehmer*innen in ihrem eigenen Tempo arbeiten können und dass sie die Pausen auch relativ flexibel legen können. Gerade bei Langzeitarbeitslosen, bei denen die Schulzeit länger zurückliegt, ist das wichtig. Eine Testsituation bedeutet auch immer Stress. Die Tatsache, dass sie den Test pausieren und sie im eigenen Tempo arbeiten können, hat sich absolut bewährt. Wir konnten beobachten, dass die Teilnehmer*innen so vom Anfang bis Ende durchweg stabil in ihrer Konzentration sind und dadurch bessere Leistungen abliefern. Wir sind auch von der aktuellen Technik und der neuen Nutzungsoberfläche überzeugt. Nach einer kurzen Einweisung sind die Kolleg*innen sehr eigenständig in der Bedienung und alles klappt super. Generell gibt es von meiner Seite als übergeordnete Projektkoordination nur einen geringen Betreuungsaufwand.
Es wird schwierig, den MYSKILLS-Test einzusetzen, wenn die Teilnehmer*innen kaum sprachliche Kompetenzen haben, also auch nicht in ihrer Muttersprache alphabetisiert sind. Der Test ist allerdings so gut aufgebaut, dass eine nicht vorhandene Alphabetisierung schnell erkennbar wird und wir dann den Test relativ zügig abbrechen können. Auch digitale Kompetenzen sind für den Test relevant. Die Teilnehmer*innen sollten schon einmal an einem PC gesessen haben und wissen, wie man eine Maus bedient, also wie man etwas herunterziehen oder weiterklicken kann. Das hat sich tatsächlich als Besonderheit herausgestellt, dass das im Vorfeld auf jeden Fall geprüft werden sollte. Wenn Leute eine Maus nicht so gut bedienen können, bedeutet das für die Testleitung, dass sie ein wenig mehr Betreuungsaufwand in der Testdurchführung haben und die Teilnehmenden gegebenenfalls unterstützen müssen.
Sind Ihnen bestimmte positive Beispiele aus der Nutzung mit MYSKILLS besonders im Gedächtnis geblieben?
Einer unserer ersten Teilnehmer aus Düsseldorf hat den Test „Fachkraft Metalltechnik“ auf Rumänisch gemacht. Der Hintergrund war, dass das Jobcenter dem Teilnehmer die für die Tätigkeit notwendigen Schweißerscheine nicht bewilligen wollte. Das Jobcenter hat die Ablehnung damit begründet, dass das sprachliche Niveau noch nicht ausreichend genug wäre, da der Teilnehmer kein B2-Zertifikat vorlegen konnte. Unser Coach war aber der Ansicht, dass der Mann mündlich auf einem B2-Niveau sei und jedem Kurs unproblematisch folgen können würde. Also haben wir MYSKILLS eingesetzt und der Mann hat ein wirklich sehr gutes Ergebnis erzielt. In zwei von fünf Handlungsfeldern hatte er sogar das höchstmögliche Ergebnis erreicht, was außerordentlich selten ist. Mit diesem Ergebnis ist mein Kollege noch einmal zum Jobcenter gegangen und konnte erwirken, dass der Teilnehmer die Schweißerscheine als Bildungsgutschein machen konnte.
Es gibt viele weitere positive Beispiele, an die ich mich erinnere. Ich habe vorhin schon den Teilnehmer erwähnt, der den Metalltechnik-Test gemacht hat und von seinem guten Ergebnis überrascht war, obwohl er ja schon einige Jahre nicht mehr in dem Beruf gearbeitet hatte. Er konnte sich mit dem Testergebnis bewerben und hat daraufhin eine Anstellung gefunden. Wir sehen hier immer wieder, dass die Teilnehmer*innen, die gute Ergebnisse erzielen, diese erfolgreich im Bewerbungsprozess nutzen können. Wenn wir mit dem Test sehen, dass bestimmte Fähigkeiten noch fehlen, können wir dazu passende Teilqualifizierungen anbieten. Wenn wir beispielsweise feststellen, dass eine Person im Handlungsfeld „Kassieren“ beim Verkäufer-Test am schlechtesten abgeschnitten hat, bieten wir der Person die passende Qualifizierung an. Die Person kann sich vielleicht sogar zur externen Prüfung anmelden und den ganzen Berufsabschluss nachträglich anerkennen lassen.
MYSKILLS ist für uns einfach ein sehr passendes Tool, das wir als Bildungsträger einsetzen können, sei es für die Vermittlung in Arbeit oder auch für Coaching oder für die Entscheidungsfindung, ob wir eine Weiterbildung empfehlen sollen oder nicht. Die Zertifikate kommen bei den Teilnehmenden auch immer sehr gut an und werden als wertig empfunden.