Wie geht es dem Vorbereitungsdienst im Land Nordrhein-Westfalen? Ist die Reform geglückt? Welche Herausforderungen zeigen sich in dieser spannenden Phase der Ausbildung von Lehrkräften?
Die bisherigen Ergebnisse belegen, dass die beschlossene Reform bereits ein Jahr nach ihrer Einführung erfolgreich umgesetzt wurde. Die neuen Ausbildungselemente sind sowohl den angehenden Lehrkräften als auch ihren Ausbildenden vertraut und finden große Zustimmung. Angesichts der tiefgreifenden Veränderungen, die die Reform im System des Vorbereitungsdienstes mit sich brachte, ist diese hohe Akzeptanz besonders bemerkenswert. Das Projektteam führt dieses positive Resultat auf die sorgfältige, langfristige und partizipative Vorbereitung durch das Ministerium zurück.
Wichtige Ausbildungselemente des neuen didaktischen Konzeptes der Reform waren: In Eingangs- und Perspektivgesprächen legen die angehenden Lehrkräfte zusammen mit ihren Ausbildenden zunächst Entwicklungsziele fest. Auf dem Weg durch das Referendariat werden sie zur Erreichung dieser Ziele dann von dafür ausgebildetem Personal begleitet (personenorientierte Beratung mit Coachingelementen). Zusätzlich lernen sie in selbstgesteuerten Lerngruppen kooperativ mit- und voneinander und teilen Erfahrungen. Außerdem dokumentieren sie, wie sie sich in ihrer Lehrtätigkeit entwickeln, reflektieren und verbessern diese so.
Insbesondere das neu eingeführte Eingangs- und Perspektivgespräch sowie die personenorientierte Beratung mit Coachingelementen wurde von den meisten angehenden Lehrkräften in Anspruch genommen und von ihnen als besonders sinnvoll und hilfreich wahrgenommen.
Untersuchungen zur Wirksamkeit der Reform zeigten zudem, dass die Verkürzung des Vorbereitungsdienstes in Kombination mit der inhaltlichen Umstellung keine negativen Auswirkungen hatte. Im Gegenteil, die Entwicklung der angehenden Lehrkräfte verläuft ähnlich wie im alten System. Ihre professionelle Kompetenz nimmt positiv zu, und sie berichten von einem insgesamt positiven emotionalen Erleben und Freude an ihrem Beruf. Auch ihre Ausbildenden teilen diese Einschätzung. Die zeitliche Verkürzung konnte also durch die qualitative Aufwertung der Ausbildung ausgeglichen werden, was als eine gelungene Reform interpretiert wird.
Aber nicht alles läuft gut. Einige Ergebnisse zeigten auf, wo die Ausbildung verbessert werden kann, um die angehenden Lehrkräfte optimal auf ihren Schuldienst vorzubereiten.
Hinweise auf Optimierungsbedarf ergaben sich vor allem an den folgenden Stellen:
- Zeitliche Belastung: Ein zentrales Problem ist die hohe zeitliche Belastung, die mit den Anforderungen des Vorbereitungsdienstes verbunden ist. Insgesamt ist es für viele angehende Lehrkräfte und die Ausbildenden schwierig, alle Ausbildungselemente innerhalb der gegebenen Zeit gut umzusetzen. Eine weitere Verkürzung der Ausbildungszeit kann aus Sicht des Projektteams daher nicht empfohlen werden.
- Selbstgesteuerte Lerngruppen: Bei den selbstgesteuerten Lerngruppen gab es deutliche Unterschiede zwischen den Ausbildungsstandorten. Während an einigen Standorten erfolgreich Kleingruppen gebildet wurden, berichteten Lehrkräfte an anderen Standorten von Schwierigkeiten bei der Umsetzung. Insgesamt wurden die selbstgesteuerten Lerngruppen von den Befragten als wenig nützlich empfunden. Hier sieht das Projektteam ungenutztes Potenzial einer prinzipiell guten Lerngelegenheit.
- Nutzung des Portfolios: Das Portfolio, in dem die angehenden Lehrkräfte ihre professionelle Entwicklung dokumentieren und reflektieren sollten, wurde allgemein als wenig hilfreich empfunden. Nur wenige angehende Lehrkräfte nutzten es, vielen war es völlig unbekannt. Diese Ergebnisse decken sich mit anderen Forschungsergebnissen, die zeigen, dass der Einsatz von Portfolios in der Lehramtsausbildung häufig nicht die gewünschten Ergebnisse bewirkt.
Insgesamt sprechen die Ergebnisse für eine erfolgreiche Umstellung des Vorbereitungsdienstes, liefern aber auch Hinweise auf Verbesserungspotenziale.