„Fortbestehen zentraler Problemlagen“
Der Geschäftsführende Direktor des DIPF kommt dabei vor dem Hintergrund der Ergebnisse des aktuellen nationalen Bildungsberichts zu einem durchaus kritischen Fazit. So sei ein „Fortbestehen der zentralen Problemlagen und Herausforderungen“ zu beobachten, erläutert der Bildungsforscher. Dazu zählt er eine Kompetenzarmut bei vielen Kindern und Jugendlichen, sozial und regional bedingte Ungleichheiten im Bildungsniveau, einen Mangel an pädagogischen Fachkräften und ein Gesamtsystem, das zwar immer wieder große Anpassungen und Reformen erlebe, die aber eher reaktiv seien und keinem langfristigen Plan folgen würden. Und Maaz betont: „Die größte Herausforderung liegt darin, dass diese Einzelproblemlagen in einer Kumulation wirken.“ Es gebe also zeitgleich etliche Probleme, die es verzahnt zu lösen gelte.
Befragt danach, wie er die Entwicklung des Bildungssystems in den letzten Jahren beurteilt, kommt der Wissenschaftler zu einem gemischten Urteil. Zum einen hält er positiv fest: „Das Bildungssystem ist insgesamt offener und flexibler geworden.“ Frühe Bildungsentscheidungen seien nicht mehr entscheidend für die weitere Bildungskarriere. Jedoch: „Auf der anderen Seite haben wir es mit einer Stabilität in den Ungleichheiten zu tun, die sich seit 20 Jahren nicht grundlegend verändert haben.“ Zwar könne man der Bildungspolitik nicht vorwerfen, dass Sie nicht mit verschiedenen Ansätzen versucht habe, gegenzulenken. Aber Maaz unterstreicht erneut, dass vieles eher als Schnellschuss und Aktionismus erfolge: „Es fehlt eine Systematik.“
Das gesamte Video-Interview des Didacta-Themendienste mit Kai Maaz