„Wir sind in einer Tradition verfangen, die vor allem auf Wissen und Kompetenzen aus ist“
Wie gut die Corona-Abiturjahrgänge für Studium und Beruf gerüstet sind, sei schwer einzuschätzen, so der Bildungsforscher Dr. Marko Neumann in der Sendung des Hessischen Rundfunks. Dafür fehle es an der Vergleichbarkeit beim Abitur. Zwar existierten Bildungsstandards, also Vorstellungen, was Schüler*innen grundsätzlich können sollen. Zugleich aber gäbe es kaum wissenschaftliche Untersuchungen, mit welchen Kompetenzen und Fähigkeiten die Schüler*innen die Schule tatsächlich verlassen. Das gäbe es mit IGLU und PISA zwar für die Grundschule und die Sekundarstufe I, „aber für die Abiturient*innen stochern wir noch im Nebel.“ Dafür sei es nötig, Leistungen standardisiert zu messen, so dass man die Notenentwicklung mit der Kompetenzentwicklung gegenüberstellen kann.
Grundsätzlich gäbe es in Deutschland viele erfolgreiche Bildungsverläufe, nicht nur riskante und prekäre Lagen. An vielen Stellen sei jedoch deutlich mehr möglich, vor allem wenn es darum geht, das Interesse und die Motivation der Schüler*innen zu fördern. „Da sind wir in einer Tradition verfangen, die viel stärker auf Wissen und Kompetenzen aus ist, aber auch andere Bereiche wie Berufsorientierung sind eben zentral“, unterstrich Marko Neumann. Erfolgreich sei eine Bildungsbiografie dann, wenn die Schüler*innen in jeder Etappe – von der vorschulischen Bildung über die Grundschule und die weiterführende Schule bis hin zur beruflichen oder akademischen Bildung – das Rüstzeug für die nächste erwerben können und vermittelt bekommen. Gerade Faktoren wie Interessen, Studien- und Berufswünsche seien wichtig, um den Übergang in die Berufswelt zu vollziehen.
Link zur Sendung (das Interview mit Marko Neumann finden Sie ab Minute 32:24)