INFLATE – Schulnoten: Zwischen Inflation, Stabilität und Deflation

Schulnoten sind prägend für den schulischen Alltag und spielen eine zentrale Rolle in schulischen und nachschulischen Übergängen. Das INFLATE-Projekt untersucht die vielfach geäußerte Annahme einer im Zeitverlauf inflationären Vergabe guter Noten mit Blick auf die dahinterstehenden Kompetenzen.

Projektbeschreibung

Muss man für gute Schulnoten immer weniger leisten? Schulnoten bilden eine zentrale Informationsgrundlage für Übergangsempfehlungen und -entscheidungen nach der Grundschule und der Sekundarstufe I, berufliche Auswahlprozesse und die Studienplatzvergabe in Fächern mit Numerus clausus-Beschränkung. Darüber hinaus beeinflussen sie schulische und berufliche Abschlussaspirationen und sind von großer Bedeutung für eine spätere berufliche Anstellung, den Studienerfolg und den Abbruch von Ausbildungswegen. Auch aus pädagogischer Sicht sollen Noten neben der Selektion von Schüler*innen und ihrer Verteilung auf verschiedene Ausbildungs- und Berufslaufbahnen eine ganze Reihe weiterer Funktionen erfüllen. Beispielsweise sollen sie Leistungsstände kommunizieren oder motivationale Anreize setzen. Trotz der großen Bedeutung von Schulnoten sind Schwierigkeiten in Bezug auf ihre Aussagekraft und Vergleichbarkeit insbesondere in den vergangenen zwei Dekaden umfangreich dokumentiert worden. Kontroversen in Bezug auf die inflationäre Vergabe von guten oder sehr guten Schulnoten, die sog. Noteninflation, bilden eine Art Kulminationspunkt dieser Debatten. Mit dem Begriff der Noteninflation wird in der wissenschaftlichen Literatur ein Phänomen bezeichnet, das durch eine systematische Verbesserung von Noten oder Notendurchschnitten ohne eine parallel dazu verlaufende Steigerung der tatsächlichen Leistungen bzw. Kompetenzen gekennzeichnet ist. Für Deutschland liegen bisher kaum empirische Untersuchungen zu dieser wichtigen Fragestellung vor. Dabei gilt es auch Entwicklungen in notenrelevanten psychosozialen Merkmalen sowie Abschlussaspirationen und Übergangsempfehlungen einzubeziehen. Im DFG-geförderten Forschungsprojekt erfolgt in Kooperation mit der Universität Kassel (Prof. Nicolas Hübner) und der HMU Potsdam (Prof. Malte Jansen) eine umfassende Untersuchung dieser Fragestellungen unter Nutzung unterschiedlicher Large-Scale Datensätze (z.B. IQB-Bildungstrend).

Projektziele

Ziel des Projektes ist, die größtenteils auf Annahmen und Vermutungen basierende Diskussion um eine mögliche Noteninflation mit empirischen Befunden anzureichern. Dabei nimmt das Projekt eine breite und differenzierte Perspektive ein, in dem einerseits auch psychosoziale Merkmale, Abschlussaspirationen und Übergangsberechtigungen einbezogen werden. Andererseits sollen potenzielle Unterschiede in den Entwicklungstrends in Abhängigkeit von strukturellen Merkmalen (z.B. Schulform) und Personenmerkmalen (z.B. Geschlecht, leistungsstarke vs. leistungsschwache Schülerinnen und Schüler) herausgearbeitet werden.

Finanzierung

DFG-Logo

Kooperationen 

Prof. Nicolas Hübner (Universität Tübingen)

Prof. Malte Jansen (Health and Medical University Potsdam)

Projektleitung

Dr. Marko Neumann

Projektdaten

Status:
Laufendes Projekt
Schwerpunkt: Differenzielle Bildungsbedingungen und Bildungsverläufe
Abteilung: Struktur und Steuerung des Bildungswesens
Bildungsbereich: Schule
Laufzeit:
10/2024 – 04/2028
Finanzierung:
Drittmittelprojekt
Kontakt: Dr. Marko Neumann, Arbeitsbereichsleiter