Slice-Up – Unterricht in 30 Sekunden beurteilen
Im Slice-Up Projekt wird Unterrichtsqualität anhand kurzer Videos beurteilt. Dafür schauen Laien kurze Ausschnitte aus Unterrichtsvideos und beurteilen diese anhand ihres ersten Eindrucks (die sogenannte Thin-Slices-Technik). Wichtig für die Unterrichtsqualität sind die Interaktionen zwischen Lehrkräften und Schüler*innen. Dazu gehören zum Beispiel eine gelingende Unterstützung durch Lehrkräfte oder ein Unterricht mit möglichst wenigen Störungen.
Projektbeschreibung
Man kennt es aus dem Alltag: Bereits nach wenigen Sekunden in einer neuen Situation formen wir einen ersten Eindruck. Psychologische Forschung zeigt, dass man mit diesem ersten Eindruck tatsächlich oft richtig liegt, zum Beispiel bei der Einschätzung von Persönlichkeitseigenschaften oder Paarinteraktionen. Dafür wird in der Forschung die sogenannte Thin-Slices-Technik genutzt, bei welcher Beurteilungen anhand kurzer Videos (fünf Sekunden bis fünf Minuten) getroffen werden. Das Projekt Slice-Up nutzt diese Thin-Slices-Technik für die Beurteilung von Unterrichtsqualität.
In einer ersten Projektphase konnten bereits erste Hinweise gefunden werden, dass sich Thin Slices erfolgreich für die Beurteilung von Unterrichtsqualität einsetzen lassen (siehe Begrich, Fauth, Kunter & Klieme, 2017; Begrich, Fauth & Kunter, 2020). So zeigte sich beispielsweise, dass Beurteilung der Unterrichtsqualität, die auf 30-sekündigen Videoausschnitten beruhen, vorhersagen können, wie viel Schüler*innen bei einer Lehrkraft lernen (Begrich et al. 2017). Diese vielversprechenden Befunde sollen im Slice-Up Projekt weiter überprüft werden, unter anderem mithilfe verschiedener Unterrichtsvideos aus anderen Projekten.
In Slice-Up werden drei Fragen untersucht:
- Eignet sich die Thin-Slices-Technik zur Beurteilung von Unterrichtsqualität?
- Wie funktioniert die Thin-Slices-Technik genau? Wie kommen Personen zu ihrem Urteil?
- Wie erfolgreich wird die Thin-Slices-Technik in anderen Anwendungsbereichen eingesetzt?
Bewährt sich das Thin-Slices-Verfahren zur Messung von Unterrichtsqualität, so hätte man ein ökonomisches Verfahren zur Hand, mit dem sich die Unterrichtsqualität über viele Klassen hinweg (z.B. im Rahmen von Large-Scale Assessments) erfassen ließe.
Slice-Up ist ein Verbundprojekt zwischen dem DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (Mareike Kunter) und dem Deutschen Jugendinstitut (Susanne Kuger).
Projektziele
- Vertiefende Exploration der Thin-Slices-Technik als möglichen Ansatz der videobasierte Erfassung der Unterrichtsqualität.
- Untersuchung der kognitiven Prozesse, die Thin-Slices-Ratings der Unterrichtsqualität zugrunde liegen.
- Untersuchung des Forschungsstandes zur prädiktiven Validität von Thin-Slices-Ratings über verschiedene Forschungsbereiche hinweg.
Finanzierung
Publikationen
Begrich, L., Fauth, B., Kunter, M., & Klieme, E. (2017). Wie informativ ist der erste Eindruck? Das Thin-Slices-Verfahren zur videobasierten Erfassung des Unterrichts. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 20, 23–47. doi:10.1007/s11618-017-0730-x
Begrich, L., Fauth, B., & Kunter, M. (2020). Who sees the most? Differences in students' and educational research experts' first impressions of classroom instruction. Social Psychology of Education, 23, 673–699. doi:10.1007/s11218-020-09554-2
Projektleitung
Prof. Dr. Mareike KunterProjektteam
Projektdaten
Status: |
Abgeschlossenes Projekt
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Abteilung: | Lehr- und Lernqualität in Bildungseinrichtungen |
Arbeitsbereich: | Schulisches Lehren und Lernen |
Bildungsbereiche: | Schule, Wissenschaft |
Laufzeit: |
05/2020 – 06/2023
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Finanzierung: |
Drittmittelprojekt
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Kontakt: | Dr. Lukas Begrich, Assoziierter Wissenschaftler |