SoQuZ – Sozialdaten als Quellen der Zeitgeschichte
Das Projekt „SoQuZ – Sozialdaten als Quellen der Zeitgeschichte" hatte zum Ziel, ein Rahmenkonzept für eine Forschungsdateninfrastruktur in der zeithistorischen Forschung zu erstellen.
Projektbeschreibung
Quantitative und qualitative Sozialforschung sind zum bevorzugten Mittel der Selbstbeobachtung in Industriegesellschaften geworden. Die im Forschungsprozess entstandenen Sozialdaten sind deshalb eine unverzichtbare Quelle für die zeitgeschichtliche Forschung. In den vergangenen Jahren hat innerhalb der zeitgeschichtlichen Forschung daher eine Zuwendung zu datengestützen Forschung stattgefunden. Historiker*innen verwenden die Daten aus quantitativer und qualitativer Sozialforschung für die Beantwortung ihrer Forschungsfragen. Dabei werden die Daten aus ihren ursprünglichen Entstehungskontexten herausgelöst, kontextualisiert und (neu) ausgewertet. Typisch für die historische Vorgehensweise ist, dass dabei ganz unterschiedliche Materialien kombiniert werden (z.B. Daten, Publikationen über die Daten, Interviews der Erzeuger*innen etc.).
Die Nutzung von Sozialdaten stellt die Zeithistoriker*innen allerdings für größere Herausforderungen:
- Potentiell relevante Datenbestände liegen fragmentiert in unterschiedlichen Repositorien oder Datenzentren vor oder wurden noch gar nicht für die Forschung gesichert.
- Rechtliche Fragen bei der Nutzung der Daten sind noch ungeklärt. Das betrifft zum einen Fragen des Rechtseigentums und zum anderen Fragen des Datenschutzes.
- Die Auswertung von sozialwissenschaftlichen Daten bedarf besondere Kompetenzen (z.B. Statistikkenntnisse), die selten in den universitären Curricula der Geschichte verankert sind.
- Es gibt derzeit kein Angebot etablierter Dateninfrastrukturen, das Historiker*innen systematisch bei der Erschließung und Sicherung wiederentdeckter Daten unterstützt.
Das vorliegende Projekt diente der Erarbeitung eines Rahmenkonzeptes für eine Dateninfrastruktur für die zeitgeschichtliche Forschung. Bevor Ressourcen für den Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur aufgewendet werden, müssen verschiedene Grundsatzfragen beantwortet werden.
- Wie groß ist das Nutzungspotential von Sozialdaten in der zeitgeschichtlichen Forschung? Können bereits relevante Datenbestände identifiziert werden, die für die zeitgeschichtliche Forschung geeignet sind?
- Welche rechtlichen Grenzen ergeben sich bei der Nutzung von Sozialdaten durch Historiker*innen?
- Welche Unterstützung brauchen Historiker*innen bei der Erschließung und Nutzung von Sozialdaten? Welche Dienste existierender sozial- oder geisteswissenschaftlicher Forschungsinfrastrukturen decken diese Bedarfe bereits ab?
- Wie kann eine Dateninfrastruktur für die zeitgeschichtliche Forschung umgesetzt werden? Wie kann die Nachhaltigkeit sichergestellt werden?
Das Projekt zielte darauf, diese Fragen zu beantworten und darauf aufbauend Perspektiven für die Weiterentwicklung zeithistorischer Dateninfrastrukturen innerhalb der dynamischen Entwicklungen der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur und der European Open Science Cloud aufzuzeigen.
Finanzierung
Kooperationen
- Prof. Dr. Kerstin Brückweh (Berliner Hochschule für Technik)
- German Historical Institute London (Prof. Dr. Christina von Hodenberg)
- GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (Dr. Pascal Siegers)
- Universität Trier (Prof. Dr. Lutz Raphael)
Publikationen
Projektleitung
Prof. Dr. Sabine RehProjektteam
Projektdaten
Status: |
Abgeschlossenes Projekt
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Abteilung: | BBF | Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung |
Laufzeit: |
04/2020 – 04/2022
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Finanzierung: |
Drittmittelprojekt
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Kontakt: | Prof. Dr. Sabine Reh, Stellvertretende Geschäftsführende Direktorin des DIPF |