Stereo-DiSk – Stereotype als Hindernisse für professionelle Diagnostik im inklusiven Schulkontext

Das Projekt Stereo-DiSk untersucht, wie sich Stereotype von Lehrpersonen im inklusiven Schulkontext auf die Beurteilungen der Schüler*innen auswirken und entwickelt Förderformate, die deren Einfluss verringern.

Projektbeschreibung

Praxis und Forschung zeigen, dass Stereotype über Lernende mit individuellem Förderbedarf  auch bei (angehenden) Lehrkräften weit verbreitet sind. Stereotype sind Überzeugungen über Eigenschaften und Verhaltensweisen von Mitgliedern bestimmter sozialer Gruppen, die die Informationsverarbeitung beeinflussen können.

Solche Stereotype könnten Hindernisse für eine professionelle Diagnostik darstellen: Sie können dazu führen, dass bestimmte Informationen übersehen oder überbewertet werden. Mithilfe von Umfragen, Experimenten und simulierter Diagnostiksituationen untersucht das Projekt, welche Stereotype bei Lehramtsstudierenden gegenüber Kindern mit SPF vorliegen und wie diese die Beurteilung einzelner Schüler*innen mit Förderbedarf beeinflussen. Anhand der gewonnen Erkenntnisse ist es dann Ziel, eine Intervention zum Abbau dieser Stereotypen und zur Förderung diagnostischer Kompetenz zu konzipieren und evaluieren.

Forschungsfragen und Hypothesen

1) Verringern Stereotype von Lehrkräften die Qualität des diagnostischen Prozesses bei der Beurteilung von Schüler*innen mit individuellem Förderbedarf?

  1. Die Aktivierung von Stereotypen über bestimmte Förderbedarfe führt dazu, dass Lehramtsstudierende vermehrt stereotypkonforme Informationen zur Diagnostik auswählen.
  2. Die Aktivierung von Stereotypen über bestimmte Förderbedarfe führt dazu, dass Lehramtsstudierende stereotypkonforme Informationen stärker gewichten.
  3. Die Aktivierung von Stereotypen über bestimmte Förderbedarfe führt dazu, dass Lehramtsstudierende bei der Beurteilung der betreffenden Schüler*innen je nach Art des Stereotyps zu einem negativeren Ergebnis kommen.

2) Welche individuellen Unterschiede bestehen in den Verzerrungseffekten durch Stereotype?

  1. Bei Lehrpersonen mit guten Kenntnissen über die jeweiligen Förderbedarfe tritt weniger Verzerrung im Diagnoseprozess auf, da diese insgesamt weniger stereotype Vorstellungen von diesen Schüler*innen-Gruppen haben. 
  2. Bei Lehrpersonen mit guten diagnostischen Kenntnissen tritt weniger Verzerrung im Diagnoseprozess auf, da diese aktivierte Stereotype besser kontrollieren. 
  3. Beide Bereiche professionellen Wissens sollten also als Moderatoren für den angenommenen Effekt von Stereotypen auf den Beurteilungsprozess wirken.

3) Wie kann der Einfluss von Stereotypen auf das diagnostische Verhalten von Lehrkräften verringert werden?

Die Wirkung von Stereotypen auf den diagnostischen Prozess kann durch verschiedene Maßnahmen verringert werden:

  1. eine Intervention, die direkt am Abbau von Stereotypen ansetzt, indem sie Wissen über die jeweiligen Förderbedarfe vermittelt und Kontakt zu entsprechenden Personen ermöglicht
  2. eine Intervention, die an der Förderung diagnostischer Kompetenz im Allgemeinen ansetzt, indem sie ein Bewusstsein für professionelle Diagnostik vermittelt
  3. eine Intervention, die beide Bereiche kombiniert und wirksamer als die Interventionen ist, die nur einen der beiden Bereiche adressieren  

Projektziele

Ziel ist es, mehr über die Wirkweise von Stereotypen im diagnostischen Prozess zu erfahren und aus diesen Erkenntnissen heraus Förderformate zu entwickeln, die diese Hindernisse adressieren.

Finanzierung

BMBF-Logo

Publikationen

Projektleitung

Prof. Dr. Mareike Kunter

Projektteam

Projektdaten

Status:
Laufendes Projekt
Schwerpunkte:
Abteilung: Lehr- und Lernqualität in Bildungseinrichtungen
Arbeitsbereich: Schulisches Lehren und Lernen
Bildungsbereiche: Hochschule, Schule, Wissenschaft
Laufzeit:
10/2021 – 09/2024
Finanzierung:
Drittmittelprojekt
Kontakt: Charlotte Schell, Doktorandin