Das Ziel im Projekt LONDI war, eine evidenzbasierte, praktisch nutzbare und weit zugängliche Onlineplattform zu entwickeln, die die bestmögliche Diagnostik und Förderung von Kindern mit anhaltenden Lernschwierigkeiten oder einer umschriebenen Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten (UESF) unterstützt.

Eine Plattform für praktisch Tätige aus Schule, Therapie und Jugendhilfe – und auch für Eltern

Die Forschungsergebnisse des Vorgängerprojektes sind in die Entwicklung der LONDI-Onlineplattform eingeflossen. In Kooperation mit der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München widmeten wir uns daher der entscheidenden Frage, wie sich evidenzbasierte Informationen und praxisrelevante Entscheidungshilfen zur Diagnostik und Förderung für unterschiedliche Nutzer*innengruppen bereitstellen lassen.

Einerseits mussten professionelle Nutzer*innen wie Lehrkräfte, Lerntherapeut*innen, Schulpsycholog*innen und Mitarbeitende der Jugendhilfe berücksichtigt werden, die Zugriff auf ein Informations- und Hilfssystem erhalten sollten. Mit dessen Hilfe sollte die Diagnostik individuell vorliegender Lernschwierigkeiten unterstützt werden und darauf aufbauend die nach aktuellem Forschungsstand besten Fördermöglichkeiten identifiziert werden. Andererseits sollten auch die Eltern der betroffenen Kinder auf der Plattform berücksichtigt werden: Ziel war es, einen eigenen Bereich zu schaffen, in dem sie sich über das Thema Lernschwierigkeiten, deren Erkennung, Diagnostik und Behandlung informieren und auch Hilfe finden können, wie sie ihr Kind zuhause am besten unterstützen.

Drei Bausteine bestimmen den Onlineauftritt: Informationsportal, Hilfssystem und Screening

Bei der Entwicklung der LONDI-Onlineplattform haben wir eng mit Vertreter*innen der Deutsch- und der Mathematikdidaktik sowie Vertreter*innen der Nutzer*innengruppen zusammenarbeitet. Hierzu gehören die Schulpsychologie, die Kommunale Jugendhilfe, Lerntherapeutinnen und Lerntherapeuten sowie Eltern betroffener Kinder. Letztendlich wurde die Plattform mit drei wesentlichen Bausteinen aufgebaut:

Erstellung des LONDI-Informationsportals

Die LONDI-Onlineplattform soll Fachkräfte und Eltern dabei unterstützen, Kinder mit Lernschwierigkeiten in Lesen, Rechtschreiben und/oder Rechnen besser zu begleiten. Daher integrierten wir als einen wichtigen Bestandteil der Plattform ein Informationsportal, das verlässliche Informationen zu Lernschwierigkeiten und Entwicklungsstörungen bietet. Es enthält allgemeine Informationen zur Diagnostik und Förderung von Lernstörungen sowie spezifische Handlungsempfehlungen für die verschiedenen Nutzer*innengruppen.

Screenshot LONDI-Informationsportal

LONDI-Hilfssystem zur Diagnostik & Förderung

Für die Entwicklung des LONDI-Hilfssystems führten wir eine gründliche Recherche von diagnostischen Testverfahren und Förderprogrammen im deutschsprachigen Raum durch. Dabei berücksichtigten wir Verfahren für die schulischen Bereiche Lesen, Rechtschreiben und Rechnen sowie Programme zur Förderung bei Lernschwierigkeiten in verschiedenen Altersgruppen. Für jedes Diagnoseinstrument und Förderprogramm wurde in Anlehnung an internationale Qualitätssicherungssysteme eine wissenschaftliche Bewertung vorgenommen. Dabei wurde festgelegt, welche Diagnostik- und Förderbereiche abgedeckt werden und unter welchen Bedingungen sie besonders für Kinder mit bestimmten Lernstörungen hilfreich sind. Außerdem entwickelten wir ein generisches Kompetenzstufen-Modell, das es ermöglicht, basierend auf den Diagnoseergebnissen die passenden Förderprogramme auszuwählen.

Screenshot des LONDI-Hilfssystems

LONDI-Screening

Um fundierte Hinweise darauf zu erhalten, ob und in welchem Bereich ein Kind besondere Lernschwierigkeiten hat, wurde für LONDI an der Universität Würzburg ein Online-Screening für Grundschulkinder entwickelt. Das Screening ist so konzipiert, dass es innerhalb einer Schulstunde durchgeführt werden kann und die wichtigen schulischen Fertigkeiten Lesen, Rechtschreiben und Rechnen abdeckt. Die einzelnen Bestandteile des Screenings wurden Schritt für Schritt auf Grundlage der aktuellen Forschungsliteratur entwickelt und in acht empirischen Studien wissenschaftlich geprüft. Es konnte gezeigt werden, dass das neu entwickelte, App-basierte Testverfahren zuverlässig Kinder mit Lernschwierigkeiten in den Bereichen Lesen, Rechtschreiben und Rechnen identifizieren kann. Das LONDI-Screening wurde von 2018 bis 2021 am Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie der Universität Würzburg unter der Leitung von Prof. Dr. Tobias Richter, Prof. Dr. Wolfgang Lenhard und PD Dr. Peter Marx sowie dem Projektmitarbeiter Dr. Darius Endlich realisiert.

Screenshot des LONDI-Screenings

  • Förderzeitraum: LONDI 1 2017-2021 
  • Transferprojekt
  • Kooperationsprojekt zwischen dem DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation sowie dem LMU Klinikum, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (LMU), gemeinsam verantwortet durch Prof. Dr. Marcus Hasselhorn (DIPF) und Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne (LMU).  
  • Beteiligte: Uni Würzburg, Uni Hildesheim, DRK Kliniken Berlin, Uni Potsdam, Uni Wuppertal, TU Dortmund

3. Teil: Die Ergebnisse

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